Eilt nicht

Mein beheimateter Supermarkt ist besonders, aber ich mag ihn, da er Projekte für sozial benachteiligte Menschen unterstützt. Es gibt hier freundliche Angestellte und übersichtliche Anordnung von Regalen in breiten Gängen. Auch die Produktfindung gestaltet sich einfach und für mich bequem, da ich kein Freund von modernen Märkten mit psychologisch durchdachter Kundenirrleitung bin, die einen vom Toast über WC-Reiniger zu den Würstchen und von dort an den Tampons vorbei zum Hundefutter führt, obwohl ich eigentlich nur nach Schokolade gesucht habe. Ich bin etwas in Eile und husche schnell in den Markt. Flaschen wegbringen und bissl Aufschnitt für den Besuch holen. Ich klingele in der Flaschenecke. Ein Mitarbeiter kommt, allerdings so langsam, dass ich Angst habe, er schafft es nicht bis zu mir. Aber dann doch. Ich gebe ihm fix meine vier Flaschen und halte schon meine Hand für den Pfandzettel hin. Ohne ein einziges Wort macht er sich am Eintippdingsautomaten zu schaffen. Dieser scheint jedoch ihn zu schaffen. Jedenfalls schafft gerade niemand was. Es vergehen endlose Minuten (ich erwähnte schon, dass ich in Eile war?). Ich sage noch aufmunternd mit einem vorsichtigen Lächeln, dass er ganz in Ruhe machen soll (was ich wirklich ernst meine). Kommt nicht gut an. Er dreht mir stattdessen noch mehr seines großen Rückens zu. Alles wort- und tonlos. Heimlich schleiche ich mich rückwärts mit Blick auf die Flaschenzone zum Wurstregal, jederzeit zum Rücksprung bereit und rufe etwas mutiger: “Ich mach ma schon Wurst, ja?!” Ich schnappe zwei Packungen Putenzeugs und stelle mich an die Flaschenausgangsposition, als wäre ich nie weggewesen. Keine Reaktion. Ich sage dem Herrn, dass ich mal zur Kasse gehe und er den Pfand bitte zu den Spendendosen tun möge und bedanke mich für seine Mühe. Keine Reaktion – die Wiederholung. Ich werfe mein Mitleid über Bord und spurte zur Kasse. Die nette Dame zieht die Wurscht über den Scanner und es passiert auch hier nichts. Sie nimmt die zweite Packung. Wieder nichts. Ich bin etwas irritiert über den Ablauf dieses harmlosen Einkaufs. “Geht nicht”, höre ich hinter der Kassentheke. “Code?”, frage ich. “Stimmt!” Es wird fleißig getippt und ich atme erleichtert auf, bis meine alten Ohren wieder ein “Geht nicht!” vernehmen. Die Schlange wird immer länger, aber ich brauche die Gefügelscheiben. Jagen im benachbarten Wald hätte die Sache bestimmt verkürzt. Die Kassiererin steht auf und geht zum Wurstregal. Wer jetzt denkt, sie holt einfach den Preis, der irrt gewaltig. Nein, sie holt eine dritte Packung! Und? Genau: geht natürlich auch nicht. Jetzt wird die große Keule (kein Geflügel) ausgepackt. Sie fordert per Telefon Verstärkung an. Die Kunden in der langen Schlange sind nicht ungeduldig sondern schauen genauso überfordert wie ich. Und ich halte noch Ausschau nach den versteckten Kameras, als die Verstärkung kommt – direkt aus der Flaschenecke. In gleichem Tempo wie zuvor. Er würdigt mich noch immer keines Blickes und keines Wortes. “Wurst geht nicht”, schallt es an der Kasse. Die Filialverstärkung schaut, nickt und geht. In Zeitlupe gebannt starren alle im Raum in die gleiche Richtung, dem gemächlichen Gang hinterher. Und wieder zurück. Der Filialmann kommt wieder. Auch nicht mit dem Preis, aber mit einem kleinen Handscanner. “Geht!”, freut sich die Kassiererin und mit ihr auch die Schlange hinter mir. Es herrscht ein bisschen Applausstimmung. Die Atmosphäre nehme ich dankbar mit, bezahle und vergesse dabei fast meine Wurstpackungen…

Not a manic monday

Die Woche beginnt. Ich fahre zur Arbeit. Gedankenverloren genieße ich den Himmel, Blick auf die Berge und die Fahrt in frühen Morgenstunden. Ich mache Platz und werde überholt von einem männlichen Verkehrsteilnehmer mit Kaffeebecher in der rechten Hand. Erst unbemerkt fahren wir lange in die gleiche Richtung. Du machst den Weg entspannt vor uns frei, nicht drängelnd aber zügig, und lässt mir Platz, damit ich mit in alle Lücken komme. An einem Tunnel trennen sich unsere Wege und Du schaust nochmal rüber. Mit einem so herzlichen Lachen, dass ich es nur erwidern kann. Und es erinnert mich daran, wie schön es ist, jeden Tag mit Freude zu beginnen, an nette Worte in schwierigen Situationen und für unangenehme Menschen. Oft hilft genau das: ein Lächeln. In diesem Sinne einen wunderschönen Start in die neue Woche…

Urlaubsträume

Vorbereitung und Planung dieser Tage wecken in mir immer eine besondere Vorfreude. Das geht bestimmt vielen ähnlich. In diesem Jahr habe ich mir dafür ein besonderes Plätzchen ausgesucht. In diesem Zusammenhang ein riesiges Dankeschön an Lena für Deinen Tipp, der zum festen Reiseziel geworden ist. Im Übrigen hat Lena ein Händchen und Auge für wunderschöne Eindrücke. Unbedingt mal reinschauen: https://www.nordlicht-fotografie.net/?l=delena

Bildquelle: L. Stoppel

Toleranz

Warum schafft man es in anderen Ländern, mit Toleranz zum brisanten Thema Corona ein friedliches Miteinander zu gestalten? Von Bekannten ist die Frage zu hören, warum man hierzulande so einen enormen Druck zu spüren bekommt. Eine gute Frage. Denn kaum jemand macht sich die Mühe (Hinweis: ich rede nicht von Impfgegnern und Verschwörungstheorie !), tatsächliche Gründe von Nicht- oder nur Teilgeimpften zu erfragen und verstehen zu wollen. Geht es letztlich um Profit, der entgeht, wenn Quarantäne und Ausfall anstehen? Macht es ein Unternehmen in so einer Situation tatsächlich so viel ärmer? Oder wäre es nicht eine wunderschöne Geste, einen Heimarbeitsplatz zu erschaffen (falls möglich), damit sich diese Person und ihre Familie keine Sorgen machen muss? Meist kommt die Kritik und der Druck auch noch von den Menschen, die sich selbst nicht ganz so genau an die herrschenden Regeln halten wollen, aber mit dem berühmten Fingerzeig ganz vorn dabei sind. Dies gilt im Übrigen auch in Bezug auf Elternzeit, die mittlerweile zum Glück auch immer mehr Väter wahrnehmen möchten. Noch immer verpönt und nur bedingt gern gesehen, tun sich viele Arbeitgeber schwer mit ehrlicher Freude gegenüber jungen Eltern, die sich vielleicht mehr Zeit nehmen, als unsere Generationen zuvor es kennengelernt haben. Es finden sich viele Gegebenheiten im täglichen Miteinander, in denen einem nur noch Frust und Ärger entgegengebracht werden. Wie oft lässt man sich (auch ich) mit hineinziehen in all die vorherrschende Negativität. Wäre es nicht mal ein Anfang, mit Liebe und Verständnis den Alltag etwas leichter für alle zu machen? Es kann im Großen nicht sein, was im Kleinen nicht beginnt…

Sugar sugar

Kleines Update aus dem zuckerfreien Leben: nach drei ersten unruhigen Tagen läuft es ganz stabil. Was vermutlich auch daran liegt, dass ich immer mal wieder den Zuckerkonsum zwischendurch im Alltag reduziert habe. Das scheint sich positiv auf den Entzug auszuwirken. Da ja auch Obst erlaubt ist, hier nur eine kleine Anmerkung an alle, die das Bedürfnis nach Süßem damit ausgleichen möchten: Fruchtzucker wird ohne die Bereitstellung von Insulin im Körper abgebaut. Das ist zwar auf der einen Seite sehr gut, auf der anderen Seite muss die Leber jedoch die Fructose allein abbauen. Damit es der Leber nicht zu viel wird (Siehe nicht alkoholbedingte Fettleber), sollte es mit dem Obstkonsum also nicht übertrieben werden. Es gibt sehr gute und tolle Literatur sowie wunderbare Rezepte. Lasst Euch inspirieren. IMG_5941

Bildquelle: A. Harz (Gluten- und zuckerfreies Brot und Apfelkuchen)

P.S: Seinem Körper etwas Gutes zu tun, ist auch eine Form von Selbstliebe, die das Leben versüßt.

Die Kunst des Loslassens… und des fesselnden Schreibens

Wer die ersten Bücher von Andrea Weidlich (wie “Der geile Scheiß vom Glücklichsein” und “Liebesgedöns” – keine bezahlte Werbung! – aber was gut ist, muss auch empfohlen werden) kennt, kommt auch an diesem nicht vorbei. Das Thema ist aktueller denn je und die Umsetzung grandios gelungen. Hinzu kommt eine gute Portion Humor. Mit jeder Zeile kann man das Buch “fühlen”, weil das auch die Autorin beim Schreiben mit Leib und Seele spürbar getan haben muss! Nebenbei ist Andrea eine unglaublich herzliche und empathische Person, die sich auch für keine persönliche Zeile (manchmal auch mehr Zeilen) zu schade ist. Mit Recht und absolut verdient schnellt ihr Buch die Amazon- und Spiegel-Bestsellerliste empor. Lasst Euch ein auf Ritter und weiße Kaninchen (das mich persönlich am meisten berührt hat). Es lohnt sich…garantiert!!!IMG_5902-1

Bildquelle: A. Harz

Süß

Der Jahreswechsel wird ja oft genutzt für gute Vorsätze, neue Gewohnheiten und und und… Da ich es meist nie mit dem Strom halte sondern eher in die andere Richtung auf die eigene Weise rudere, möchte ich hier jetzt aber doch mal mit auf den Zug aufspringen. Es ist der Zuckerfrei-Zug, Haltestelle Küche, Abfahrt morgen. Ich habe das in den letzten Jahren schon ab und an in den Alltag eingebaut, aber über Wochen konsequent durchgezogen leider noch nicht. Da die Literatur hier sehr viel zu bieten hat und ich mich mit sämtlichen Namen von offensichtlichen und versteckten Zuckerarten bereits beschäftigt habe, ist der Start glücklicher Weise nicht mehr so umständlich und schwierig. Es soll nicht ums Gewicht sondern um die Gesundheit gehen. Sehr zu empfehlen ist die Umstellung nach den Ernährungsdocs. Wichtig: man hungert nicht und es schmeckt (Achtung: keine bezahlte Werbung). Allen, die sich ebenfalls auf Neues einlassen, wünsche ich Geduld, Kraft und trotz allem Spaß dabei.